Lieber eingesperrt, als ungehorsam

Bibelreferenzen: , Schlagwörter: ,

Der Vater Friedrich von Bodelschwinghs hatte einen Obstgarten erworben, der von einer hohen Mauer umgeben war. Als die Kinder sich einen Spaß daraus machten, über die Mauer in den Garten einzusteigen, verbot er es ihnen in Strenge. Einmal nun hatten die Geschwister den kleinen Friedrich, als sie mittags nach Hause gingen, vergessen und eingeschlossen. Der kleine saß in den Zweigen eines Kirschbaumes plötzlich merkte er, dass alles still geworden war, kletterte von seinem Baum herunter und stand bald vor der verschlossenen Tür. Nun wäre es ihm eine Kleinigkeit gewesen, über die Mauer zu kommen, aber „der Vater hat es verboten“, so hieß es deutlich in seinem Herzen. Als alles rufen vergeblich war, setzte sich der Junge in eine Laube und schlief zuletzt über seinen Tränen ein. – Zu Hause ist man in großer Sorge. Überall wird er gesucht. Niemand denkt, dass er im Garten sein könnte, weil er doch leicht über die Mauer hätte springen können. Endlich macht sich der Vater dahin auf und findet den schlafenden Friedrich in der Laube: „Junge, warum bist du denn nicht über die Mauer geklettert?“ Der bricht in Tränen aus und antwortet: „Vater, du hast es ja verboten!“ Da nimmt der Vater das weinende Kind freudig an der Hand, und über der Freude an dem entschlossenen Gehorsam ist alles vergessen. Nach dem Lebensbild F. von Bodelschwingh.

Quelle

Haug, Martin: Er ist unser Leben (Verlag von J.F.Steinkopf in Stuttgart, 1941)

Ort in Quelle

1015

Zur Merkliste hinzugefügt
Zur Liste

Anmelden