Der stolze Offizier

Ein berühmter französischer Offizier, namens Biron, hatte verschiedene Siege erfochten und seinem Vaterlande bedeutende Dienste geleistet. Der König beehrte ihn mit seiner Freundschaft und um ihn zu belohnen, häufte er Ehre um Ehre auf sein Haupt, so dass derselbe zu einem der hervorragendsten Männer des Reiches wurde. Aber was geschah? Er kehrte sich gegen den König, vereinigte sich mit den Feinden des Landes und bemühte sich, den zu verderben, der ihm so viele Wohltaten erwies. Sein strafbares Benehmen kam bald zu den Ohren des Fürsten, der ihm so wohl gesonnen war. Trotz der großen Enttäuschung ließ er Biron doch heimlich benachrichtigen, dass, wenn er seinen Fehler gestehe und die Versicherung gebe, nie mehr die Waffe gegen seinen Herrscher gebrauchen zu wollen, er die Verzeihung des Königs erlangen könnte, andernfalls aber gehe er seiner Gnade gänzlich verlustig. Was tat er aber? Nahm er den König bei seinem gegebenen Wort und erlangte er durch aufrichtige Reue dessen Vergebung? Nein, stolz und verschlossen beharrte er in seinem Verrat und ließ die Gelegenheit der königlichen Gnadenanerbietung unbenutzt verstreichen. Endlich fand er sich zum Lohn für seine vielen ihm nachgewiesenen Vergehungen in einem Gefängnis eingeschlossen. Da gedachte er an den Tod du erschrak. Aber was nun tun? Er bat um eine Unterredung mit dem Könige, aber es war zu spät, der König wollte ihn nicht sehen. Er ersuchte seine Freunde, sich für ihn mit Bitten zu verwenden, aber es war zu spät, ihre Bemühungen waren umsonst. Als letzten Versuch ließ er den Minister des Königs bitten, zu ihm zu kommen, aber derselbe ließ ihm erwidern, dass er nichts mehr zu seinen Gunsten tun könne, weil es zu spät sei.

Quelle

Witt, Dietrich: Der ewig reiche Gott (Verlag Wilhelm Froese, Berlin-Steglitz)

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